Meine Weihnachtsgeschichte

in diesem Jahr wird mein Weihnachten ganz anders. Nicht nur wegen Corona und nicht, weil mein lieber Falk nicht mehr so bei mir ist, wie er es für 28 Jahre war.

Es ist wohl eine Mischung aus allem, was mein Weihnachten anders werden lässt.

Viele Jahre lang war Weihnachten durch Rituale meiner Ursprungsfamilie gekennzeichnet, wo es also durch meine Eltern geprägt war. Das beinhaltete Stöbern in den Schränken, weil die Neugier vor Weihnachten unerträglich war genauso wie Großputz im Wohnzimmer, Anspannung in der Familie, weil meine Eltern ja meist bis zur letzten Minute arbeiten mussten. -Sei es im angestellten Arbeitsverhältnis oder in der Bäckerei meines Großvaters. Dazu gehörte das Plätzchenbacken mit meiner Mutti genauso wie das Baumschmücken mit meinem Vati, das Zubereiten von Salaten genauso wie die Hausgeldauszahlung kurz vor 15:00 Uhr, weil der Verantwortliche eben neugierig war wie wir und sehen wollte, was es so im Haus an Geschenken gab. Mittagsruhe mussten wir machen, es polterte im Korridor, was uns als Besuch vom Weihnachtsmann verkauft wurde und dann 15:00 Uhr war es soweit, wurden Wunderkerzen angezündet und die Tür zum Wohnzimmer geöffnet.

Der Nachmittag blieb lange so, auch als ich mit meinem Mann zusammen lebte, ging ich am nachmittag mit meiner Tochter zu meinen Eltern, auch mit Wunderkerzen…da gehörte der Abend dann uns und unseren eigenen Ritualen.

Mit meinem Mann und meiner Tochter bereiteten wir Weihnachten Fondue, dazu Bagette mit Kräuterbutter und leckeren Soßen, die mein lieber Mann schon mittags mit meiner Tochter und meist mit Pippi Langstrumpf oder Michel aus Lönnaberga im Fernsehen zubereitete. Eine liebevolle Zeremonie…der Nachmittag bei meinen Eltern war Zeit und Ruhe für ihn selbst, oft auch noch für sein Aquarium…der Abend gehörte uns, wir aßen alle viel zu viel und bescherten uns in den Garpausen des Fleisches. -Dies mit mehr Geduld und viel langsamer, als ich es von zu Hause kannte.

2020, mein Mann ist um mich herum, doch nicht physisch da, meine Tochter hat ihre eigene Familie mit lieben Mann und reizenden Kindern, auf die ich mich immer freue-auf alle!

Weihnachten 2020! Es wird Weihnachten , ganz anders! Jeden Tag mache ich die Sterne im Fenster an, seit dem ersten Dezember öffne ich jeden Tag verschiedene Türchen an meinen Adventskalendern, höre Weihnachtsmusik, zünde Kerzen an.

Und noch etwas ist ganz anders. Ganz bewusst.

Wir hatten auch immer einen Weihnachtsbaum. Lange Jahre einen sehr praktischen und künstlichen von meiner Schiegermutter, den wir nach dem Fest in Tüten verstauten und zum nächsten Fest nur gut richten mussten. Dann, als wir den nicht mehr mochten, gab es zweimal keine lebendige Bäumchen mit Wurzeln und Erdballen, die jetzt auf unserem Grundstück in Mücheln stehen. Andere Jahre überlegten wir lange, ob wir einen Baum wollen, waren wir Weihnachten auch oft nicht zu Hause und habe ich den besonderen Tick, zum Beginn des neuen Jahres, fast zum letzten Tag des alten Jahres, keinen Baum mehr in der Wohnung haben zu wollen, sondern eher Platz für Frühblüher zu machen.

Doch dieses Jahr ist alles anders.

Eine gute Bekannte, die ich mittlerweile Freundin nenne, erzählte mir, dass sie es liebe, den Baum schon zum ersten Advent zu stellen und so länger etwas davon zu haben. Darüber dachte ich nach und der Gedanke blieb wie ein Samenkorn in mir hängen und so wollte auch ich in diesem Jahr meinen Baum schon zum ersten Advent haben.

Gar nicht so einfach, begann der offizielle Verkauf erst am 1. Dezember. Doch ich wollte meinen Baum am Vorabend des ersten Advents haben, schon weil ich diese Freude mit meinen Enkeln teilen wollte, die das Wochenende bei mir verbrachten. Unsere Geduld dieses Tages wurde hart auf die Probe gestellt, dauerte es lange, eh wir eine Ahnung von einem Baum bekamen.

Doch wurde die Geduld wundervoll belohnt. Der junge Mann trug mir den Baum bis in die Wohnung und half mir auch, diesen im Baumständer auszurichten. Meine Enkelkinder halfen mir beim Licht und schmückten dann den Baum, der mich jetzt jeden Tag erfreut.

Mit dem Gedanken, einen Baum zum ersten Advent haben zu wollen, reifte in mir die Idee, daraus einen ganz anderen Kalender für mich zu machen. Ich bastelte 24 glänzende Herzen und füllte jedes Herz mit einem Gedanken, einer Erinnerung, wofür ich meinen Mann unendlich dankbar bin. Jeden Tag hänge ich seit dem 1. Dezember ein rotes Herz an den Baum, der immer schöner und glänzender wird, so wie meine Dankbarkeit und meine Liebe zu meinem Mann immer weiter wächst.

Meine Weihnachtsgeschichte 2020. Vielleicht auch eine Idee für andere Menschen, der Dankbarkeit Ausdruck zu geben, am Besten zu Lebzeiten…was wir übrigens auch pflegten, auch wenn es für uns einfach dazu gehörte, füreinander da zu sein. In Liebe!!!

…und noch ein Gedanke. Was fehlt uns Weihnachten in diesem Jahr oder ist es ein Geschenk, sich ganz überlegt mit den Menschen zu umgeben, die einem sehr nah, sehr verbunden sind? Vielleicht auch Zeit für Besinnung und Dankbarkeit für all das was, was wir trotz der Einschränkungen haben – einew warme Stube, Licht, reichlich zu essen, Telefon und Computer für die Kommunikation….Kann da weniger nicht so

Ein Gedanke zu „Meine Weihnachtsgeschichte

  1. Liebe Angela,

    rein zufällig (oder auch nicht?) stieß ich auf deine Website. Erschüttert musste ich zur Kenntnis nehmen, dass dein Mann vor einem halben Jahr verstorben ist. Dazu erst einmal mein tiefstes Mitgefühl! Aber wenigstens nicht durch Corona, kann man da fast sagen …. Ihm ist da wahrscheinlich viel Leid erspart geblieben. Für die Hinterbliebenen allerdings ist es ein Schock, vor allem weil man gar keine Zeit mehr hatte, sich zu verabschieden.

    Um so mehr zolle ich dir Respekt, wie du mit dieser Situation umgehst. Wäre es dir ohne Yoga auch so „gelungen“? In deinen Worten taucht kein bißchen Groll auf, nur liebevolle Gedanken, yiotri, das Licht, upeksa, der Gleichmut, keine Anhaftung, da kann ich nur sagen: Chapeau!

    Musst du denn momentan auch im Gesundheitsamt bei der Kontaktnachverfolgung helfen? Ich nehme an, du arbeitest noch beim LRA!?
    Ich fiebere dem Tag entgegen, wenn ich wieder in der Yogaschule unterrichten darf.

    Ohne die eigene Yogapraxis (zu der ich Dank Corona und als Soloselbständige jetzt viel mehr Zeit habe) und tägliche Meditationen wäre der momentane Zustand schwer zu ertragen. So übe ich mich in logischem Gleichmut und denke an den Spruch, der mir an Weihnachten zugegangen ist: „Manchmal sind die Dinge, die wir nicht ändern können, genau die Dinge, die uns ändern“.
    Seien wir dankbar, dass wir gesund sind – noch.

    Liebe Angela, uch wenn wir im Alltag wenig miteinander zu tun haben, fühle ich mich mit dir verbunden und hatte das Bedürfnis dir diese Zeilen zu schreiben.

    Bleibe gesund und zuversichtlich,
    OM shanti

    Konni

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